Stressmodelle

Stress ist ein weitverbreitetes Phänomen, das uns in vielen Lebensbereichen begegnet. Um besser zu verstehen, wie Stress entsteht und welche Faktoren ihn beeinflussen, wurden verschiedene Stressmodelle entwickelt. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf zwei der bekanntesten Modelle: das transaktionale Modell von Richard Lazarus und das allgemeine Adaptationssyndrom von Hans Selye.

Das transaktionale Modell von Lazarus

Richard Lazarus, ein bedeutender Psychologe, entwickelte in den 1960er Jahren das transaktionale Modell des Stresses. Dieses Modell unterscheidet sich von anderen, indem es Stress nicht als rein individuelle Reaktion betrachtet, sondern als ein Ergebnis der Wechselwirkung zwischen einer Person und ihrer Umgebung. Die zentrale Idee des Modells ist, dass Stress entsteht, wenn eine Person einen Stressor als bedrohlich oder herausfordernd wahrnimmt.

Das Modell besteht aus zwei Hauptkomponenten:

  1. Kognitive Bewertung: Lazarus unterscheidet zwischen zwei Arten der Bewertung:
    • Primäre Bewertung: Hier beurteilt die Person, ob eine Situation eine Bedrohung, Herausforderung oder Verlust darstellt. Diese erste Einschätzung ist entscheidend dafür, ob und wie Stress empfunden wird.
    • Sekundäre Bewertung: In dieser Phase bewertet die Person ihre verfügbaren Ressourcen und Möglichkeiten, um mit der Situation umzugehen. Sie überlegt, welche Maßnahmen sie ergreifen kann, um die Bedrohung zu bewältigen.
  2. Bewältigungsmechanismen: Je nach den Bewertungen kann die Person unterschiedliche Bewältigungsstrategien entwickeln. Diese können entweder problemorientiert sein, also darauf abzielen, die Stressursache zu ändern, oder emotionsorientiert, bei denen der Fokus auf dem Umgang mit den eigenen Gefühlen liegt.

Das transaktionale Modell betont die Rolle der individuellen Wahrnehmung und Interpretation von Stressoren. Zwei Personen können dieselbe Situation unterschiedlich bewerten und somit unterschiedliche Stressreaktionen erleben. Diese Perspektive hat weitreichende Auswirkungen auf die Stressbewältigung, da sie zeigt, dass wir unsere Reaktionen auf Stressoren aktiv gestalten können.

Das allgemeine Adaptationssyndrom (AAS) nach Selye

Hans Selye, ein Pionier in der Stressforschung, entwickelte in den 1930er Jahren das Konzept des allgemeinen Adaptationssyndroms. Selye beschreibt in diesem Modell die physiologischen Reaktionen des Körpers auf Stressoren als einen typischen Anpassungsprozess, der in drei Phasen unterteilt ist:

  1. Alarmreaktion: In dieser ersten Phase reagiert der Körper auf einen Stressor mit einer sofortigen „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion. Hormone wie Adrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet, was zu einer erhöhten Herzfrequenz und Atemfrequenz führt. Diese Phase bereitet den Körper darauf vor, schnell zu handeln.
  2. Phase der Resistenz: Wenn der Stressor anhält, tritt der Körper in die Phase der Resistenz über. In dieser Phase passt sich der Körper an die anhaltende Belastung an und versucht, die Stressreaktionen zu regulieren. Die physiologischen Werte stabilisieren sich, und der Körper mobilisiert Ressourcen, um mit dem Stress umzugehen. Allerdings bleibt die Person anfälliger für zusätzliche Stressoren.
  3. Erschöpfungsphase: Wenn der Stressor weiterhin besteht und die Ressourcen des Körpers erschöpft sind, kann die Person in die Erschöpfungsphase übergehen. In diesem Stadium kann es zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen kommen, einschließlich körperlicher und psychischer Erkrankungen. Chronischer Stress kann die Immunabwehr schwächen und zu Erschöpfung führen.

Das allgemeine Adaptationssyndrom von Selye verdeutlicht die biologischen Reaktionen des Körpers auf Stress und zeigt, wie wichtig es ist, rechtzeitig Stress abzubauen, um negative gesundheitliche Folgen zu vermeiden.

Fazit

Stressmodelle wie das transaktionale Modell von Lazarus und das allgemeine Adaptationssyndrom von Hans Selye bieten wertvolle Einblicke in das Verständnis von Stress. Während das transaktionale Modell die individuelle Wahrnehmung und Bewertung von Stressoren betont, fokussiert Selyes Modell auf die physiologischen Reaktionen des Körpers. Beide Modelle zeigen, dass Stress eine komplexe Interaktion zwischen Umwelt und Individuum ist und dass unsere Reaktionen auf Stressoren entscheidend für unser Wohlbefinden sind. Durch das Verständnis dieser Modelle können wir gezielte Strategien zur Stressbewältigung entwickeln und somit unsere Lebensqualität verbessern.