Ein Leben ohne Stress

Mal ehrlich: Ein Leben ohne Stress klingt klingt nicht nur unrealistisch sondern auch etwas langweilig. Stress ist ein ziemlich vielschichtiges Phänomen, und wenn wir im Alltag darüber sprechen, werfen wir oft alles Mögliche in einen Topf. Dabei sollten wir zwischen Stressoren und Stressreaktionen unterscheiden. Spoiler: Das macht das Ganze schon ein bisschen weniger stressig! 

Was sind Stressoren?

Stressoren sind sozusagen die kleinen (oder großen) Nervensägen unseres Alltags. Sie sind die äußeren oder inneren Reize, die in uns das Stress-Karussell in Gang setzen. Und nein, es sind nicht immer nur Dinge wie der Stau am Montagmorgen oder die bevorstehende Prüfung. Stressoren können körperlicher Natur sein, wie Lärm oder Hitze, aber auch psychisch – zum Beispiel die Angst zu versagen – oder sozial, wie Konflikte mit anderen oder der Verlust einer wichtigen Person.

Beispiele gefällig? Stau auf dem Weg zur Arbeit, die gefürchtete Deadline oder der Blick auf den Kalender und die zehn unerledigten Aufgaben. Das alles sind Stressoren. Und das Witzige (oder auch nicht so Witzige) daran: Stressoren sind neutral. Sie stellen einfach nur Anforderungen an uns – ob wir sie als Herausforderung oder Bedrohung wahrnehmen, liegt bei uns.

Stressreaktionen: Auf vier Ebenen geht’s ab

Die Stressreaktion ist die Art und Weise, wie unser Körper und Geist auf diese Stressoren antworten. Und das passiert auf vier verschiedenen Ebenen:

  • Kognitive Ebene: Das ist das Gedankenkarussell. Hier dominieren Überzeugungen wie „Ich schaffe das nie!“ oder „Oh nein, das geht sowas von schief!“. Kein Wunder, dass man sich gestresst fühlt, wenn das die Dauerschleife im Kopf ist.
  • Emotionale Ebene: Hier kommen die Gefühle ins Spiel. Von Nervosität bis hin zu echter Angst – oder manchmal auch positive Aufregung – alles kann dabei sein. Wie wir uns in einer Situation fühlen, beeinflusst oft, ob wir uns ihr gewachsen fühlen oder nicht.

  • Körperliche Ebene: Dein Körper macht da einiges mit. Dein Herz schlägt schneller, die Atmung wird flacher, du fängst an zu schwitzen oder sogar zu zittern. Kurzfristig ist das eigentlich eine coole Reaktion deines Körpers, aber auf Dauer? Nicht so toll für deine Gesundheit.

  • Verhaltensebene: Unter Stress verhalten wir uns manchmal wie jemand, den wir selbst nicht wiedererkennen. Manche Menschen ziehen sich komplett zurück, andere werden gereizt oder hektisch. Da kann es schon mal vorkommen, dass Nägel gekaut oder nervöse Bewegungen gemacht werden, ohne dass man es merkt.

Stressoren vs. Stressreaktion – Ein Beispiel aus dem Prüfungsleben

Nehmen wir mal eine Gruppe von Studierenden, die sich auf dieselbe Prüfung vorbereitet. Der Stressor ist für alle der gleiche: Die Prüfung. Aber wie jeder darauf reagiert, kann komplett unterschiedlich sein. Während einige gemütlich und entspannt durch ihre Unterlagen blättern, sind andere nervös, zittern oder blättern wie wild in ihren Büchern, als ob die Antworten plötzlich herausfallen würden. Der Stressor bleibt gleich, aber die Stressreaktion unterscheidet sich stark auf all den Ebenen, die wir gerade besprochen haben.

Kann man Stress komplett loswerden?

Tja, das wäre doch schön, oder? Die Realität ist: Stressoren werden immer da sein. Wir haben oft wenig direkten Einfluss auf sie – sie gehören einfach zum Leben. Aber jetzt kommt das Positive: Wir können lernen, unsere Reaktion darauf zu kontrollieren! Das bedeutet, wir haben die Möglichkeit zu entscheiden, wie wir kognitiv, emotional, körperlich und im Verhalten auf Stress reagieren.

Es geht also weniger darum, Stressoren komplett aus unserem Leben zu verbannen (so gern wir das auch manchmal würden), sondern vielmehr darum, wie wir damit umgehen. Wenn du deine Resilienz und persönliche Ressourcen stärkst, wird es dir viel leichter fallen, mit stressigen Situationen umzugehen, ohne dass dein Stresslevel durch die Decke schießt.